Nach der gewohnten Irrfahrt aus der Großstadt kommen wir nach 70 km durch Kapshagay, das sich gerne als „Las Vegas Kasachstans“ titulieren lässt. Einstweilen muss sich aber das echte Las Vegas vor der Konkurrenz nicht fürchten. Auch wenn hier die Vegetation und die Farbe der Felsen ähnlich sind, so sind es doch nur einige wenige Casinos, die überdies kleiner sind als die amerikanischen Vorbilder.
Als wir in Basschi, dem Ausgangsort für den Besuch des Altyn Emel Nationalparks ankommen, wartet unser Guide schon vor dem kleinen Hotel. Das Gepäck kommt ins Zimmer, wir fahren los. Der Guide ist ein lustiger Bursche, der sich mit uns unterhalten kann, obwohl er nur Russisch beherrscht. Immer wieder beklopft er das Wageninnere.“Gutt! Gutt!“ Die Klimaanlage fasziniert ihn ganz besonders. Und dass es piepst, wenn der Sicherheitsgurt nicht angelegt ist, amüsiert ihn. „Piep! Piep!“ ahmt er das Signal mehrmals nach.
Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt auf relativ guter Piste, die nur in wenigen Abschnitten zu „Wellblech“ wird, bis zur „Singenden Düne“. 180 m ist sie hoch und die Hitze knebelt jedes Verlangen nach einem Gipfelsturm. Die Sonne steht tief und die Schatten sind lang. So kann die Düne sehr schön ihre helle und dunkle Seite zeigen. Vitus Mostdipf darf im Steilhang ein bisserl granteln, während eine Sandechse an ihm vorbei läuft.
Der Wind wird stärker und als der Sand zwischen unseren Zähnen immer mehr knirscht, fahren wir zurück nach Basschi. Ein Schweizer sitzt im Hotel beim Abendessen. Er ist mit seinem Moped (!) aus Tadschikistan gekommen und will über Wladiwostok weiter bis Japan. Beim Vorstellen geht’s schon ungezwungen zu: „Ernst grüßt Ernst.“ Nach dem Essen unterhalten wir uns noch bis lange nach Mitternacht.
Pünktlich um 8 Uhr ist unser Guide am nächsten Morgen zur Stelle. Er und der Schweizer Ernst fahren mit uns in den Nationalpark. Bis zu den ersten landschaftlichen Attraktionen sind es heute mehr als 80 km. Teilweise ist die Piste in hervorragendem Zustand, allerdings immer wieder unterbrochen von tiefen Querfurchen, die das Wasser ausgespült hat.
Die Felsformationen bieten in Farben und Formen ein überwältigendes Bild. Die Schluchten, die das Wasser immer wieder neu gestaltet, wirken beinahe beängstigend. Wadis und Washes kommen uns in den Sinn. Gott sei Dank ist weit und breit kein Wölkchen zu sehen.
Wir brauchen keine Sturzbäche, um hängen zu bleiben. Plötzlich lässt sich der Duster im weichen Sand nicht mehr steuern. Wieder ein Reifendefekt, wieder ist es das rechte Vorderrad! Jetzt muss der etwas kleinere Reifen aus dem Kofferraum. Anders als beim ersten Reifenschaden haben wir die Helfer diesmal gleich mit. 2x Ernst und 1 Guide schaffen den Radwechsel innerhalb kürzester Zeit. Wieder ist die Seitenwange des Reifens beschädigt, diesmal allerdings innen.
Es muss vor kurzem hier schwere Regenfälle gegeben haben, denn die Spur ist nicht mehr zu erkennen. Der Guide versucht zwar noch den richtigen Weg zu finden, aber nach wenigen hundert Metern hat auch er die Orientierung verloren. Wir können die weißen Gipsfelsen am Ende des Tracks nicht mehr erreichen, eine Fortsetzung der Fahrt wäre wohl zu gefährlich.
Bei der Durchquerung eines ausgetrockneten Wasserlaufes sehen wir 2 Autowracks liegen. Während eines Gewitterregens sind die beiden Touristenautos von den Wassermassen erfasst und mitgerissen worden. 3 Menschen sind ertrunken. Ein bedrückender Beleg für den Satz „In der Wüste sind schon viele Menschen ertrunken.“
Am späten Nachmittag brechen wir auf nach Almaty – wir müssen dort Reifen kaufen.
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