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Sonntag, 17. Juni 2012

Buchara 09. - 12.06. 2012

Wir verlassen Khiva am späten Vormittag. Über eine neue Brücke überqueren wir den Amudarya, der sich als sehr breiter Fluss präsentiert.  Die großen Orte und die riesigen bewässerten Anbauflächen, der starke Bevölkerungszuwachs und der erhöhte Lebensstandard, verbunden mit ebenso steigendem Wasserbedarf, machen auch hier deutlich, warum für das Gebiet des ehemaligen Aralsees kaum Verbesserung erwartet werden kann.

Wieder einmal enden die bewässerten Felder und werden abrupt von Wüste abgelöst. Die Straße führt einige Kilometer das Steilufer  des Amudarya entlang. Die Qualität der Fahrbahn nähert sich immer mehr dem Niveau der Straße zum Kaspischen Meer. Über 100 Kilometer Baustelle! Zwei Fahrstreifen der zukünftigen vierspurigen Autobahn sind in weiten Abschnitten bereits fertiggestellt, aber jeweils nach 200 – 300 Metern durch einen Sandwall blockiert. Da kriegst du die Krise!

Einige LKW und ein Bus sind auf der „Straße“ wegen irgendwelcher technischer Gebrechen liegen geblieben. Die zahlreichen Fahrzeuge, die hier unterwegs sind, haben etwas Gemeinsames: Das mühsame Dahinkriechen - es verbindet. Es gibt zwar Augenblicke von Hoffnung auf Besserung, wenn Asphalt naht, aber nach wenigen Metern ist alles wieder vorbei. Abwechslung bieten nur einige Sandverwehungen, die problemlos zu befahren sind.

Erst spät in der Nacht erreichen wir Buchara und mieten uns in einem kleinen Hotel in der Altstadt ein. (Was sich hier kurz liest, hat lange gedauert und war nur zu schaffen durch die große Hilfsbereitschaft der Einheimischen.)

Am nächsten Tag treffen wir alle Bekannten wieder, mit denen wir in Khiva zusammen gewesen sind,  obwohl  wir keine Treffpunkte vereinbart haben.  Es ist der Abschlusstag des Silk Road Festivals und es tut sich einiges. Traditionelle Gesänge und Tänze werden dargeboten, Verkaufsstände sind auch außerhalb der Basare aufgebaut, die Usbeken sind in die Stadt gekommen, um sich zu vergnügen. Ein buntes Bild, das verstärkt wird durch die angenehmen Temperaturen des Spätnachmittags und umso mehr genießen wir die Atmosphäre.

Wir gönnen uns einen weiteren Besichtigungstag in Buchara  und sind von den Sehenswürdigkeiten sehr beeindruckt, wenn auch manchmal der Eindruck entsteht, dass bei der Restaurierung etwas zu viel an „Patina“ verloren gegangen ist. Mag aber auch sein, das diese Sicht der Dinge nur  uns Europäern wichtig ist.

Bemerkenswert in Buchara ist auch, dass die Händler in den Basaren nicht aufdringlich sind und dass die einheimische Bevölkerung sehr freundlich, kontakt- und fotofreundlich ist. Ein Local Guide hat uns die Erklärung gegeben: „Die Menschen sind wie Früchte. Früchte reifen gut und werden besonders süß bei viel Sonnenschein. Und Buchara hat mehr als 300 Sonnentage im Jahr.“  Die Vierergruppe der gereiften Guides hat mir anschließend gleich zu mehreren Gläsern Wodka verholfen.  … Und ich bin auch ordentlich gereift, obwohl ich gar nicht in der Sonne gesessen bin …

Am Abend trifft sich eine illustre deutschsprachige Runde auf der Dachterrasse eines Restaurants, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Wir kennen schon alle seit Khiva. Frisch dazu gekommen ist ein deutscher Lehrer, der im Ferganatal unterrichtet und ebenfalls auf Besichtigungstour ist. Martin stellt uns auch gleich per Handy den Kontakt zu einem Lehrerkollegen in  Fergana her.

Am nächsten Vormittag wollen wir Richtung Samarkand abreisen, verspäten uns allerdings um einige Stunden. Der Vormittag vergeht mit verschiedenen netten und informativen  Gesprächen in unserem Hotel.  Am Vortag ist ein Mainzer Motorradfahrer eingetroffen. Er holt sich von uns ein paar Infos über die Strecke bis Sotschi am Schwarzen Meer. Peter und Lou aus München bekommen von ihm  dafür Tipps für die Fahrt in die Mongolei, Martin gibt uns ein Video-Statement und  überspielt uns einige MP3-Files seiner Songs.

Von allen Seiten kommen auch die Fragen zum Duster, von dem wir nach wie vor nur das Allerbeste berichten können, obwohl der Bursche bisher schon einige große Herausforderungen zu bewältigen gehabt hat.

Gebührend bestaunt und fotografiert wird unser Hotel. Es ist ein  altes Kaufmannshaus im ehemals Jüdischen Viertel und besticht durch seine Ursprünglichkeit. So ist der heutige Speisesaal noch im Originalzustand erhalten und das Gebäudeinnere erinnert sehr stark an die Havelis, die alten Kaufmannspaläste Rajastans.

Gegen Mittag brechen wir auf nach Samarkand.

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