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Samstag, 26. Mai 2012

Wie eine alte Bekanntschaft (Wolgograd - Astrachan)


Am Morgen strahlender Sonnenschein.  Die flache Steppenlandschaft an der Wolga zeigt sich uns jahreszeitlich bedingt etwas grüner als im Vorjahr.  Wir begrüßen die Strecke nach Astrachan (rd. 400 km) wie eine alte Bekannte, halten wieder an am Grenzmonument zur Oblast Astrachan, dokumentieren wieder mit Foto.
Mehr als 400 km nach Süden die Wolga entlang – das ist entspannend und spannend zugleich. Wir entdecken sie erneut – die tiefen Gräben, verursacht durch die künstliche Bewässerung, die kleinen Dörfer, in denen viele Häuser unbewohnt sind, die wirksame Dammbefestigung durch ausgediente Baggerschaufeln. Die meisten Dörfer sitzen knapp am Steilufer der Wolga. Irgendwann wird ihnen der Fluss durch die Erosion ein Ende bereiten.

 Das Gras am Straßenrand wird noch rasch gemäht, bevor es braun wird und verdorrt. Im weiten Weide- und Ackerland verlieren sich die kleinen Pferde-, Rinder-  und Ziegenherden beinahe.

Man sieht die Wolga selten, aber man weiß, sie ist in der Nähe  ;o). Es empfiehlt sich, einige Dörfer zu besuchen, da die Ortschaften  häufig bis knapp an das Wolgaufer  reichen.  Mit entsprechendem Fahrzeug kann man nach wenigen hundert Metern Fahrt auf sandiger Spur durch die Steppe am Wasser sein. Die tiefen Erosionsgräben sollten allerdings nicht übersehen werden.

Die Wassermengen  der Wolga überfluten derzeit den Baumbestand auf den Inseln und im nahen Uferbereich. Von den zahlreichen Sandbänken des Hochsommers ist nichts zu sehen. Die Situation erinnert ein wenig an den Pantanal in Brasilien.  

Die Versuchung ist groß immer wieder abzubiegen oder anzuhalten. Allerdings habe ich mir selbst vor unserer Abreise das Versprechen gegeben, erst ab dem Wolgadelta intensiv zu fotografieren und zu filmen.

Wir hängen unseren Gedanken nach und für kurze Momente verliere ich das Geschwindigkeitsgefühl auf diesen langen Geraden. Wäre da nicht unser NavI, das unbarmherzig das Überschreiten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit meldet, wären wir heute in eine der zalhreichen Radarfallen getappt.

Wir erreichen Astrachan, 3500 km von zu Hause entfernt.

Das Hotel an der  Wolgapromenade hat seine Zimmerpreise erhöht. Ich hole das Netbook aus dem Kofferraum, und während sich Gerlinde detailliert über die Zimmerpreise informieren lässt, suche ich, gemütlich in der Lobby sitzend, im Buchungsportal ein anderes Hotel.  

Wie immer kann nicht alles reibungslos ablaufen: Das Navi kennt die angegebene Adresse nicht. Polizisten und Taxifahrer müssen Auskunft geben. Nach einigem Hin und Her ist das Hotel gefunden – ein nettes, kleines Haus, in dem wir eine ganze Suite beziehen. Neu eingerichtet, dafür aber  wesentlich billiger als an der Flusspromenade.

Es geht noch zum Abendessen in ein Restaurant. Heute ist Samstag, Hochzeitstag. Der DJ will die Hochzeitsgesellschaft und  uns mit Russ-Pop  (ob das so heißt?) volldröhnen. Aber wir  bekommen sofort ein Separee zugewiesen. Auch irgendwie spannend mit der eigenen Ehefrau. Speisekarte in russischer Sprache, gewürzt mit kyrillischen Buchstaben. Doch niemand muss hungrig bleiben. Die Kellnerin lädt mich in die Küche ein, ich soll selbst mit der Köchin sprechen.Die Küchenmädchen verstehen sofort, was ich bestellen möchte, als ich sie zusammenhole und zu gackern auffordere.

Die Portionen sind riesig und weil es mit uns offenbar so nett war, erhalten wir noch eine Gratisnachspeise.  Zu viel an Eßbarem: Heimlich packen wir die Desserts in Servietten und schmuggeln sie aus dem Haus.

Weil unser Kasachstan-Visum erst ab Montag gültig ist und wir einen Reservetag eingeplant haben, ist Sonntag  Ruhetag.

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