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Sonntag, 17. Juni 2012

Samarkand 12. - 14.06. 2012


Auch wenn es langweilig wird: Wieder einmal sind die Irrwege weit, bis wir endlich Buchara verlassen haben. Wieder einmal müssen wir uns auf die Suche nach der Rollenden Tankstelle machen. Wieder einmal stellen wir fest, dass die LKW-Fahrer besonders hilfsbereit sind.

Entlang der vierspurigen Straße künstliche Bewässerung – Baumwolle, Mais, Wein, Marillen, Gemüse etc. Vor vielen Wohnhäusern stehen große Backöfen aus Lehm.

Nach mehr als 130 km tauchen die ersten Bergketten am Horizont auf. Das Gebiet ist sehr dicht besiedelt, Dorf reiht sich an Dorf. Lange Pappelalleen – die Bäume stehen in mehreren Reihen - dienen als Windschutz gegen die Erosion.

Samarkand, 700.000 Einwohner groß, erreichen wir am späten Nachmittag. Mit Nicki und Roy haben wir einen Treffpunkt bei einem zentral gelegenen  Hotel  vereinbart. Völlig überraschend gibt es kein Verfahren, keine Umwege. Wir parken direkt vor dem Hotel, damit unsere Schweizer uns nicht übersehen können. Nicky und Roy haben die Schweizer Pünktlichkeit wahrscheinlich in die Wiege gelegt bekommen, denn sie treffen auf die Minute genau ein.

Die beiden haben bereits ein nettes Hotel gefunden. Dort mieten wir uns ebenfalls ein. Auf Empfehlung des Rezeptionisten nehmen wir ein Taxi zu einem besonders interessanten Lokal – so wird es uns geschildert. Ein riesiger Saal mit Pseudo-Orientalik, Light-Show und Live-Auftritten von Sängerinnen und Sängern, die neben einheimischer Musik auch westliche Popsongs trällern – offensichtlich um uns zu erfreuen. Der instrumentale Part ist Konserve, dazu wird live gesungen, und alles in gewaltiger Lautstärke, was uns beim Essen und im Gespräch ….

Eine Gruppe einheimischer Frauen gibt sich auf der Tanzfläche ganz der Musik hin. Mit der Videokamera schmuggle ich mich dazwischen. Das ist völlig unnötig, denn als ich bemerkt werde, ist es um mich geschehen. Ich werde buchstäblich an den Damentisch gezerrt, wo ich zuerst essen soll. Habe ich schon. Also dann wenigstens ein Gläschen Wodka zu Ehren der Dame, die links von mir sitzt.  Eine der Damen, sie ist Bankangestellte, feiert ihren 50.Geburtstag. Ein Gläschen Wodka auch zu Ehren der Jubilarin!

Ich beginne zu zählen: 8 Frauen sitzen an der Tafel! Als Beinahe-Antialkoholiker-der-nur-trinkt-wenn-es-sich-nicht-vermeiden-lässt suche ich einen Vorwand zur Flucht, was aber nicht akzeptiert wird. Gerlinde, Nicky und Roy sitzen weit entfernt und eilen mir auch nicht zu Hilfe. Diese Verräter!

Ein Gläschen Wodka zu Ehren der Schuldirektorin, die rechts von mir sitzt! Die non-verbale Kommunikation funktioniert immer besser. Jetzt noch ein Gläschen zu Ehren der Kinderärztin, die mir schräg gegenüber sitzt. Jetzt muss ich doch endlich die Jublarin küssen. Alle anderen Damen erhalten von mir einen Handkuss, der sie zu Begeisterungsrufen hinreißt. Jetzt aber nichts wie weg, bevor ich perfekt Russisch spreche, mir der Wodka Flügel verleiht und ich vielleicht eine Bruchlandung hinlege.


Der nächste Tag ist völlig dem Besichtigen gewidmet. Nicky ist am Vormittag noch dabei, während Roy den Landcruiser in Schuss bringt. Der Registon mit den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gehört zu den bemerkenswertesten Kunstdenkmälern der ehemaligen Seidenstraße,  wahrscheinlich sogar der ganzen Welt. Die Kachelverkleidungen, die Kalligraphien an den drei riesigen Moscheen, die um einen zentralen Platz errichtet worden sind, sind millionenfach fotografiert worden.

Jeder, der gerne fotografiert, weiß: Je mehr ein Motiv beeindruckt, desto öfter drückt man auf den Auslöser. Und in Samarkand haben ich diesen besonders häufig betätigt.

Die kunsthistorisch bedeutendsten Monumente liegen in Samarkand etwas weit auseinander. So vergeht die Zeit rasch. Nicky muss sich verabschieden und zum Hotel zurück. Leider können wir Roy nicht mehr treffen. Ob wir die beiden wiedersehen werden? Vielleicht am Ende ihrer dreijährigen Weltreise! Wir haben ja die Kontaktdaten – wird schon funktionieren. Dass die Fahrt der beiden über die Mongolei führt, hat natürlich neben ihrer Reiselust einen weiteren Grund: Sie engagieren sich dort für ein Kinderhilfswerk (http://www.bayasgalant.ch)    Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Nicky und Roy (www.globexplorer.ch)!

Am späten Nachmittag besuchen wir den großen Basar der Einheimischen. Er ist zwar stark modernisiert, aber in seiner Vielfalt und mit der Fülle seines Angebotes höchst faszinierend. Wir kommen mit einer Reihe von Händlern ins Gespräch, was den Marktbummel besonders interessant macht.

Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen, nochmals zum Registan zu kommen, um wegen der noch tiefstehenden Sonne  neuerlich ein paar Fotos  zu schießen. Straßenunkundig tasten wir uns also am nächsten Morgen zum Registan vor. Es funktioniert! Direkt hinter der Aussichtsplattform nutzen wir den Fußgängerübergang, um den Duster zu parken. Wir lassen Vitus Mostdipf einen Blick auf die Moscheen werfen und bringen ihn aufs Foto. Auch der Dacia wird ins Bild gerückt - als Beweis, dass er tatsächlich in Smarkand gewesen ist.
Die Polizisten sehen bei unserem Treiben zu und nehmen es gelassen zur Kenntnis. Ich strecke die Finger in die Höhe, signalisiere 2 – 3 Minuten.

Schon stecken wir wieder im Stau, diesmal bei der Stadtausfahrt. Mehrmals ist es uns in Samarkand passiert, dass Autolenker die Daumen in die Höhe strecken, wenn sie unser Kennzeichen gesehen haben. Sie scheinen sich über unsere Anwesenheit zu freuen. Wir haben inzwischen gelernt, uns der menschlichen Navigationshilfen zu bedienen, und selektieren genau: Taxi- und Busfahrer, Parkplatzwächter, ältere Polizisten.

Taschkent liegt vor uns!

3 Kommentare:

  1. Hallo Ernst
    Schön mal aus einer anderen Perspektive ein Stück der Reise von Nicky und Roy mitzukriegen.
    Tommy (Vater von Nicky)

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    1. Lieber Tommy,

      herzlichen Dank für deinen Eintrag. Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe: Es war sehr nett mit Nicky und Roy, nur dass wir leider derzeit keinen Kontakt zu ihnen haben. Ich denke, die beiden sind so clever, dass sie ihre Ziele schaffen werden.
      Liebe Grüße
      Ernst

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  2. Hallo Ernst

    Habe all deine Berichte gelesen und musste laut schmunzeln...

    Ich hoffe, dass wir uns irgendwann und irgendwo uf dieser wunderschönen Welt wiedertreffen!

    Liebe Grüsse Nicky

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