Nach unserer Einreise nach Kasachstan hat sich also die
Treibstoffsituation schlagartig entspannt. Es gibt wieder genug Diesel für uns.
Wie in Zukunft die Individualreisenden mit ihren Dieselautos durch Usbekistan reisen
werden? Je nach Reiseverlauf sind es immerhin 1.500 – 2.000 Kilometer, die dabei
gefahren werden müssen.
Während Gerlinde und ich kurz darüber diskutieren, haben wir
eine Passhöhe erreicht: Kazygurt Pass, weit über 1.000 m hoch. Zur linken Seite
wird der Pass von einem Hügel begrenzt, der lt. Reiseführer 1.775 m hoch ist.
Am höchsten Punkt eine Sendeanlage, die in ihrer Form einem Segelschiff ähnelt.
Von oben sollte der Blick auf die Steppe besonders schön sein. Wir fahren den
Hügel hinauf. Auf dem in Fragmenten angedeuteten Schiffsrumpf sind große
Tierdarstellungen angebracht.
Jetzt fällt es mir wieder ein. Neben Expertenmeinungen, dass
die Arche Noah am Ende der Sintflut am
Vulkan Ararat in der Osttürkei gelandet
bzw. gestrandet sein soll, meinen einige Historiker, die Arche Noah sei am Berg
Kazygurt gelandet. Tatsächlich hat man hier Holzreste gefunden in Form eines
Schiffsrumpfes. Wie auch immer, Ararat oder Kazygurt oder …, interessant ist es
immer, an solchen Plätzen zu stehen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
Das Panorama ist beeindruckend, die tiefstehende Sonne lässt
die unzähligen flachen Hügel lange Schatten werfen. Wir bleiben einige Minuten
und lassen die Szenerie auf uns einwirken.
Schymkent erreichen wir noch bei Tageslicht.
Die Strecke Richtung Almaty führt vorerst durch zahlreiche
Straßendörfer, die ineinander übergehen. Dies bedeutet für lange Zeit Tempo 40
oder 50, intensiv überwacht durch unzählige Polizeistreifen, die mit
Radarpistolen ausgerüstet sind. Die
Straße soll zu einer vierspurigen Autobahn ausgebaut werden. Die Baustellen
sind entsprechend lang. Deshalb schaffen wir auch gerade die halbe Distanz nach
Almaty.
Im Städtchen Merke finden wir ein Hotel, das noch aus der Zeit
der Sowjetunion stammt.Zaghafte und Renovierungsversuche haben daraus keine
****-Unterkunft gemacht. Wir erhalten die „Royal Suite“ einigermaßen
preisgünstig. Zwischen 80 und 90 Quadratmeter misst die Zimmerflucht. Allein
das spärlich eingerichtete Wohnzimmer hat mehr als 50 Quadratmeter. Aber alles
ist sauber und das reicht uns.
Die Grenze zu Kirgistan ist nahe und die Menschen sind
vorsichtig. Vom Hotel- bzw. Restaurantpersonal werden wir ständig beobachtet,
ob wir vielleicht gar das Weite suchen würden ohne zu bezahlen. Wir sind mit
dem Abendessen noch lange nicht fertig, da liegt die Rechnung schon auf dem
Tisch, ähnlich ergeht es uns beim Frühstück.
An der Tankstelle hat der Security-Mann ein Gewehr
umgehängt. In dieser Region soll früher viel Rauschgift geschmuggelt worden
sein. Wie es heute ist? Darüber kann uns niemand Auskunft geben. Nach einigen
Stunden kommt uns ein Konvoi mit 10 Trucks, die dicht hintereinander fahren, entgegen. Alle haben EU-Kennzeichen. Es
scheint, als würde eine Wagenburg an uns vorbei rollen.
Wir treffen aber auch einen Radfahrer aus Taiwan, der auf
dem Weg nach Ufa in Russland ist. Kopfhörer, Actioncam und alles, was an
Elektronik zum Radfahren gehört, ist dabei. Das Rad ist voll bepackt. Ich
bewundere diese Leute, die so durch die Welt unterwegs sind. Allerdings glaube
ich, dass der kleine, drahtige Bursche mit seiner Gesamtausrüstung brutto auch
nicht mehr auf die Waage bringt als ich (mit Hosenriemen und Sonnenbrille). Das
soll seine Leistung aber nicht
schmälern.
Der Stadtrand von Almaty ist erreicht. Wir fahren in eine
Millionenstadt, die wir nicht kennen. Mit einer Verkehrsfrequenz, die enorm
ist. Mit einem Stadtplan, der nur das Stadtzentrum zeigt. Mit einer
Hoteladresse, die wir kaum lesen und gar nicht aussprechen können. Und trotzdem
schaffen wir es, das Hotel zu finden … und bekommen ein´preisgünstiges Zimmer,
obwohl wir kein „Booking“ haben. Und im benachbarten Cafe gibt es für uns ein
Abendessen, das ausgezeichnet schmeckt.
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