Seiten

Sonntag, 10. Juni 2012

Der 1. Tag in Usbekistan 05.06.






Die ersten Minuten des neuen Tages beginnen mit den Erzählungen der Trucker über diverse Grenzen. Unisono stellen alle fest, dass sie schon mehr als 48 Stunden auf die Abfertigung warten. Solange müssen wir hoffentlich nicht warten. Von der schlechten Dieselqualität im Lande ist die Rede. Nur nicht an beliebige Tankstellen fahren. „Maschin kaputt“, heißt es glaubwürdig  immer wieder.  Ein Plan wird gezeichnet mit empfehlenswerten Tankstellen (immerhin 2), von den Umstehenden gutgeheißen.

Jeweils 5 Autos werden in den usbekischen Zollbereich eingelassen, abwechselnd LKW und PKW. 5 riesige Trucks sind schon durch, jetzt stehen wir an der Spitze der Personenwagen. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, wären wir beim Öffnen des Tores an der Reihe. Ein Trucker spricht mit dem uniformierten Toröffner und schiebt ihm etwas zu. Das macht mich misstrauisch.

Als sich das Tor öffnet, sollen wir einige Meter zurück, um die Trucks passieren zu lassen. Als ob ich’s geahnt hätte. Lautstark erkläre ich, dass ich nicht zurückschieben werde. Das komme gar nicht in Frage, wir seien an der Reihe. Die Trucker schauen ein wenig verdutzt und sind auch verlegen. Gerade war dieser Tourist noch so ein freundlicher Bursche. Der Soldat ist ebenfalls verunsichert und telefoniert.

Das Aviso kommt. Als einziger PKW dürfen wir durchs Tor. Die Formalitäten wiederholen sich, neu sind uns nur die Kopien verschiedener Reisedokumente. Weil wir sämtliche Dokumente auch als Kopien mit uns führen, ersparen wir uns viel Zeit beim Anstellen vor dem Kopierbüro. Die usbekischen Beamten sind durchwegs relativ junge Männer, die sehr gewissenhaft arbeiten und sehr nett, freundlich und hilfsbereit sind. Trotzdem ist es bereits 2.45 Uhr.

Die Abfertigung ist geschafft. Ein Uniformierter kommt auf mich zu. Er möchte zur nächsten Stadt mitgenommen werden. Er zeigt auf seine Schulterabzeichen. „Kapitan!“   Ich klopfe auf meine Schulter. „Presidente Kulturama Schloss Tollet!“. Das macht sichtlichen Eindruck.

Wir sind zu müde um weiter zu fahren. So erbitte ich die Erlaubnis, mit dem Auto in der Nähe des Abfertigungsgebäudes stehenbleiben zu dürfen. „No problem.“  Rein ins Auto, Sitzlehnen umklappen, mit den Schlafsäcken zudecken. Nochmals aussteigen und die Socken ausziehen. Wer schläft denn im Sommer mit den Socken? Die Brille muss auch noch aufs Armaturenbrett.

Die LKW brummen die gesamte Nacht an uns vorbei, doch wir schlafen trotzdem hervorragend. Um 7 Uhr klopft es an der Scheibe. Freundlich lacht der „Kapitan“ herein. Er zeigt uns, dass er mit einem LKW mitfahren kann. An der Ausfahrt eine letzte Passkontrolle, dann sind wir in Usbekistan. „You are free now!“ Das freundliche Gesicht des Soldaten bleibt uns einige  Momente im Gedächtnis.

Während der Fahrt überschlagen  wir die zu fahrenden Kilometer und den Tankinhalt. Bis Nukus, unserem  Etappenziel, reicht der Diesel nicht mehr.  Ein Truck steht am Straßenrand. Den Lenker kennen wir vom gemeinsamen Warten an der Grenze. Gestik und Mimik reichen, um unsere Situation zu erklären. Er füllt einen Kanister Diesel in unseren Tank. „Nix kostet!“ Der Fahrer streckt die Hände nach oben. Wir verstehen: Ein Geschenk des Himmels!  Auf unserer Reise haben wir schon viele bemerkenswerte und liebenswürdige Menschen getroffen. Das geht sogar ein wenig  ans Gemüt, macht auch nachdenklich.

Während die Straße immer besser wird, hat die Landschaft ihr Grün verloren und präsentiert sich zumindest als braun-gelb-grüne Halbwüste. Vielleicht 100 km vor Nukus sehen wir die ersten Bewässerungskanäle. Landwirtschaft in intensivem Ausmaß ist die Hauptursache für das Austrocknen des Aral-Sees.
In Nukus finden wir ein charmantes kleines Hotel.

1 Kommentar:

  1. Hallo meine Lieben,

    wir lesen täglich Euren Bericht und ich bewundere Euch immer mehr, was ihr in unserem Alter noch alles zu Wege bringt.
    Wünschen Euch weiterhin alles Gute und kommt gut nach Hause. Harry ist bereits gut in Belgrad angekommen.
    Liebe Grüße

    Traudi samt Familie

    AntwortenLöschen